Laserdisc

Ein Speichermedium für Filme und Bilder. Hergestellt und verkauft von etwa 1978 bis 2001. In Deutschland von 1982 bis 1999. 30cm (12") große Scheiben, meist beidseitig bespielt. Es gibt auch 8" und 5" Scheiben.

Entwicklung: Die Laserdisc wurde in den 70er Jahren ursprünglich von MCA in USA (DiscoVision) und Philips in Holland (LaserVision) entwickelt. Die beiden ursprünglich unterschiedlichen Systeme wurden Ende der 70er Jahre zu einem System verschmolzen, so dass dem Käufer die Wahl zwischen konkurierenden Systemen erspart blieb.

Gegenüber Videocassetten (Bändern) zur Filmspeicherung brachte das System folgende Vorteile:

Bild oben: Größenvergleich DVD - Laserdisc

Bilddaten werden analog und unkomprimiert abgelegt. Im sogenannten CAV Modus wird pro Plattenrotation ein Bild gespeichert. Die Platte rotiert mit 1500 rpm (PAL) im Gerät. Das ermöglicht eine Laufzeit von 34 min pro Seite. Beide Seiten einer Laserdics werden normalerweise zur Film-Speicherung benutzt. Der CAV Modus ermöglicht bildweisen Vor- und Zurücklauf, Zeitlupe und Zeitraffer in verschiedenen Geschwindigkeiten, jedes Bild kann einzeln angewählt werden (54000 pro Seite).

Um der Lauflänge von Kinofilmen gerecht zu werden, wurde eine zweite Variante der Datenspeicherung entwickelt: der CLV Mode. Hier liegen auf den inneren Spuren der Disc auch ein Bild, auf den mittleren 1-2 und am äußeren Rand bis zu 3 Bilder, welche in einer Plattenumdrehung gelesen werden können. Hierdurch wird eine maximale Laufzeit von 64 min pro Seite erreicht. Die Möglichkeiten von Zeitlupe und Zeitraffer gehen hier allerdings verloren. CLV Scheiben rotieren zunächst auch mit 1500 rpm, werden im weiteren Verlauf des Filmes dann langsamer (und leiser). Im Gegensatz dazu rotieren CAV Scheiben über die komplette Laufzeit mit 1500 rpm.  

Oben: CAV und CLV, den Unterschied kann man schon sehen.

Verkaufstart in den USA für Geräte und Platten war 1978. Als erster richtige Film auf diesem Medium wird oft "Jaws" (Der weiße Hai) genannt. In England wurden die ersten Geräte im Mai 1982 verkauft, in Deutschland Ende 1982. Erste deutsche Titel waren: Ein Mann sieht Rot, Das Omen, Alien, Freibeuter der Meere um nur einige zu nennen. "Die erste deutsche Laserdisc", nach der viel gesucht wird, gab es nicht. Analog zum Verkaufstart der HD-DVD in 2006 kamen gleich eine ganze Reihe von Titeln zeitgleich auf den Markt, um den Kunden einen entsprechenen Anreiz zum Kauf der Player zu bieten.

Die ersten Geräte in Europa kamen von Philips und Pioneer. Pioneer legte sich sehr auf der Laserdisc als Medium fest und entwickelte das System bis in die späten 90er Jahre immer weiter.

So wurden nach und nach digitaler Audioton, schaltbare Untertitel, 5.1 Mehrkanalton und auch DTS zuerst auf der Laserdisc eingeführt.

Die CD (Compact Disk) ist übrigens ein "Abfallprodukt" der Laserdisc. Tatsächlich entwickelte Philips die CD anhand der technischen Spezifikationen der LD und nahezu alle LD-Player nach 1984 können auch CDs abspielen.

Im gelobten Land:
Aufgrund der Tatsache, dass das Fernseh-System NTSC (USA und Japan) mit 480 Bildzeilen definiert ist und das europäische PAL mit 576 Zeilen, kann man schon erahnen, dass ein gleichlanger Film in NTSC weniger Speicherplatz benötigt als im PAL Format.
Die Folge ist (und Pech für Europa): mit PAL passt nur der Film und eine Tonspur auf die Laserdisc. Bei NTSC Aufnahmen passen der Film und bis zu drei Tonspuren auf die Laserdisc.

So konnte das Medium seine Leistungsfähigkeit in USA und Japan voll unter Beweis stellen. zB die Veröffentlichung von David Finchers Seven im März 1996 durch die Firma Criterion:

man darf nicht vergessen, dass das Medium "DVD" zu diesem Zeitpunkt noch nicht, oder nur auf dem Papier existierte (der erste DVD-Player kam Ende 1996 von Toshiba).

Die technischen Einschränkungen des Systems bei PAL, aber auch falsches Marketing der Plattenfirmen in Europa, speziell Deutschland, führte dazu, dass die Laserdisc in Deutschland fast keine Verbreitung fand. Die Scheiben waren in der Regel 50%-80% teurer als entsprechene Kauf-Videos, die Geräte kosteten mindestens 1000 DM und: man konnte nicht selbst aufnehmen! Kein echter Vorteil gegenüber VHS.

So wurden von 1982 bis 1999 etwa 1000 Kinofilme in deutsch veröffentlicht (und ein paar Hundert Musik-LDs). Im Vergleich zu >16000 in USA und >16000 in Japan. Die deutschen Auflagen betrugen oft nur 1000 oder 2000 Exemplare, von einigen gar nur 500.

Vielleicht hätte die Verbreitung und Akzeptanz über Videotheken vergrößert werden können. In Japan und HongKong wurden spezielle Verleih-Versionen von Filmen hergestellt, wo beispielsweise die Cover aus dickerem (festerem) Material waren um mehr Verleih-Zyklen zu überstehen. In Deutschland hat die Industie diesen Weg nicht eingeschlagen.

Die deutschen Firmen Astro Filmworks, Dragon Entertainment und Laser Paradise besetzten in der letzten Hälfte der 90er Jahre den kleinen Markt für Horror- und Gewalt-Filme recht erfolgreich und konnten mit kleinen Auflagen von je 500-750 Stück einen treuen Käuferkreis mit vielen Titeln aus diesem Segment bedienen. Die Verkaufspreise lagen bei 79 bis 149 DM. Toptitel wie Braindead, Hellraiser oder Zombie waren trotz dieser Preise (und gesetzlichen Vertriebsbeschränkungen in Deutschland wie Index und Beschlagnahmung) schnell vergriffen. (Interview mit O.Krekel von Astro hier)

In Amerika wurden viele Titel mit >10000 Stück aufgelegt. Oftmals gab es Auflagen von unterschiedlichen Firmen oder in verschiedenen Aufmachungen. So fanden sich auch viele Liebhaber für Sammel-Boxen mit mehreren Discs und Beilagen.

Speziell CAV-Boxen, also Veröffentlichungen im CAV-Format auf 2, 3 oder gar 4 Laserdiscs ließen sich gut verkaufen und sind bis heute begehrt. Verkaufspreise von 100-150 US$ pro Film waren keine Seltenheit.

AC3 - Dolby Digital wurde 1995 eingeführt. Die erste Scheibe mit AC3 war Clear and Present Danger. Ab 1997 wurden dann in USA die ersten Titel mit DTS-Audio veröffentlicht. Viele Sammler scheuten sich nicht, ihre alten Auflagen noch einmal neu zu kaufen. AC3 wird (natürlich digital) im Speicherbereich der rechten analogen Tonspur abgelegt. Späteinsteiger müssen aber gewarnt werden: das AC3 Signal von Laserdiscs ist "RF-codiert", benötigt also einen speziellen Verstärker mit AC3-RF-Eingang, oder einen separaten Converter in "normales" AC3.

Wie bereits oben erwähnt, läßt sich AC3 Ton nur mit einem NTSC Bildsignal auf die Laserdisc bannen. Trotzdem, oder deswegen wurden ganze zwei deutsche Laserdiscs mit AC3 veröffentlicht: Tödliche Weihnachten und True Lies.

In Japan wurden 12 Titel in anamorphem Bildformat veröffentlicht, also in echtem 16:9. Beispiel: Cliffhanger

Ab 1997 eroberte die DVD sehr schnell die Herzen der Käufer, was auch an deutlich niedrigeren Herstellungskosten und damit einhergehenden niedrigeren Endpreisen lag. Die Entwicklung zum Billigmedium ist von der Mehrzahl der Kunden gewünscht und begrüßt, aber die echten Filmfreunde vermissen natürlich aufwendige Boxen wie Jaws:Signature Collection oder Seven:Criterion Collection oder Sleeping Beauty:Masterpieces von Disney.

... und künstlich aufgeplusterte 10-DVD Releases von Herr der Ringe oder Matrix können einen da auch nicht wirklich trösten.

Bilder oben links: Jaws-Limited Edition Signature Collection von 1995, 4 Laserdiscs, Taschenbuch, Soundtrack auf CD, Erstpreis 149 US$
Mitte: Sleeping Beauty Disney Masterpiece Box von 1997, 3 Laserdiscs, Erstpreis 99 US$
Rechts: Natural Born Killers Directors Cut Pioneer Box von 1996, 3 Laserdiscs, Erstpreis 79 US$

Die Bildqualität
eine Vielzahl von Testern bescheinigten der Laserdisc in den 80er Jahren eine "überragende" oder "Studio-" Qualität. Heute, im Zeitalter von Beamer und 106cm Plasma-Display muss man diese Aussagen etwas relativieren. Man darf nicht vergessen: die Bildinformationen sind im Composite-Verfahren abgelegt. Helligkeits- und Farb-Werte sind in einem Signal gemischt (FBAS). Ein einfaches Chinch-Kabel reicht als Ausgang des Players. Einige Player der 90er Jahre haben auch einen SVideo Ausgang. Aber man muss sich bewusst sein: das Composite Signal kommt von der Scheibe, kein SVideo. Es wird bei diesen Geräten lediglich elektronisch in SVideo aufgespalten. Das Bild wird nicht besser. Sinn macht ein SVideo Signal bei großen Kabel-Längen, etwa zu einem Beamer unter der Decke. Ich selbst habe bei Kabellängen bis 1.5m keinen Unterschied in der Bildqualität beim Chinch-Ausgang oder SVideo-Ausgang meines Pioneer DVL-909 verstellen können.
Wie immer im Leben ist alles relativ. Es gibt bessere und schlechtere Laserdiscs, genau wie es bessere und schlechtere DVDs gibt. Massgeblich ist der Ausgangs-Master und die Sorgfalt beim "Überspielen". Gute LDs wird der Laie bis zu einer Bildschirm-Diagonale von 84cm nicht von einer DVD unterscheiden können. Selbst auf einem 106cm Plasma ist fast jede LD ein Genuß, sofern man nicht 2m davor sitzt.
Anmerkung am Rande, was viele vergessen haben: der erste VHS-Recorder kam 1976 von JVC und der erste SVHS Recorder (der SVideo aufzeichnete) kam 1987 auch von JVC (Model HR-S5000), also erst 9 Jahre nach Einführung der Laserdisc! (Quelle)

Die letzten Laserdiscs
Über die letzte in Deutschland veröffentlichte Laserdisc gibt es widersprüchliche Angaben. Jedenfalls sind im Herbst 1999 die letzten deutschen Scheiben auf den Markt gekommen. (Interview mit A.Strassmann von CMV hier).
Die letzte Laserdisc überhaupt wurde im September 2001 in Japan veröffentlicht: Tokyo Raiders

Eine Wertanlage?
Nicht wirklich. Wer heute (2006) seine Laserdisc Sammlung abgeben will, der merkt, dass bei ebay immer zwischen 400-800 Stück im Angebot sind. Die meisten liegen preislich zwischen 1.99 und 6.50 Euro. Es gibt auch Exemplare, die für 1.99 Euro nicht verkauft werden. In Deutschland trennen sich zZ eher mehr Leute von Ihren Disks und die paar Sammler, die es noch gibt, haben in der Regel "alles gängige". Nennenswerte deutsche Exemplare sind: Die Geschichte der O, Blade, Die Raumpatrouille Box, Die Godzilla Box, die beiden Tim&Struppi und vielleicht indizierte Titel wie Tenebre, Zombie, The Church oder die Titel der "Schwarzen Serie" von Astro. Aber keine dieser Ausgaben erzielt noch annähernd die Neupreise.
Im Ausland gibt es Discs, die den Ausgabepreis oder mehr auch heute noch erzielen: The Matrix, oder aus Japan die letzten Veröffentlichungen der PILF-28xx Reihe ab 1999. zB The Cell, The Beach, X-Men. Hier sind noch Preise >150 US$ möglich.

Laserrot oder wie war das mit "verschleißfrei"?
Das englische Wort Laserrot (von "to rot": verrotten, vergammeln) bezeichnet Bildstörungen, die bei vielen Laserdiscs nach Jahren auftreten können - bis hin zur kompletten Unbrauchbarkeit. Erste Sympthome sind  Bild- und Farbrauschen, dann vereinzelt auftretende schwarze Spikes (wie im analogen SAT-TV bei starkem Regen), dann vielfarbiger Schnee oder Tonstörungen, bis hier zur kompletten Weigerung des Players, die Scheibe anzunehmen. Das Problem hat nichts zu tun mit falscher Lagerung (zu heiß, zu kalt, zuviel Sauerstoff) und lässt sich auch nicht aufhalten oder verlangsamen (Beispiele hier).

Betroffen sind viele alte Platten aus der 80ern, speziell die bei Sonopress oder PDO in England hergestellten. Ebenfalls viele aus den 90ern bei Sony in USA hergestellte, wie Air Force One oder The Replacement Killers. Hingegen sind in Österreich oder Japan hergestellte Scheiben weniger bis kaum betroffen (Oliver Krekel schrieb 2002 folgendes dazu).

Bild oben: Starwars Spezial Edition von 1997. Box mit 4 Laserdiscs und Booklet. Auflage war 3000 Stück. Erster VK: 299 DM

Ich möchte noch ein paar Worte zum Speicherplatz auf der Laserdisc schreiben. Meinen Log-Files kann ich entnehmen, dass bei google gelegentlich danach gesucht wird.

Die Laserdisc hat keinen echten in Gigabyte messbaren Speicher, weil die Video-Daten analog abgelegt sind. So wie bei einem Schallplattenspieler der Ton oder das Video auf VHS Band. Es gibt keine computergestützte Komprimierung. Grund dafür ist schlicht und einfach die Ende der 70er Jahre noch nicht ausreichende Rechenleistung. (Anmerkung: VideoCD/VCD kam erst 1993 und bot 352x288 Bildpunkte Digitalvideo. MPEG1-codiert. Damals brauchte man zum Abspielen einen 80386-20 für die nötige Rechenleistung).
Die Speicherkapazität der LD könnte in etwa so bestimmt werden: der CAV Mode erlaubt ca 54000 Einzelbilder pro Plattenseite. Nehmen wir PAL Auflösung an, sind das jeweils 720x576 Punkte. In Farbe hätte dann jedes Bild 1.24 MB. Alles unkomprimiert. Also 54000 Bilder x 1.24 MB x 2 Seiten = 133920 MB = 133 GB. Klingt beeindruckend. Allerdings ist nicht jeder Bildpunkt eindeutig ansprechbar und Schmutz oder Kratzer können zu Bildstörungen führen.
Wie gesagt, ist eine Angabe von "Speicherkapazität in Byte" bei einem analogen Medium nicht möglich, aber obige Rechnung kann die Größenordnung in etwa wiedergeben.

Im folgenden noch einige deutschsprachige Filme, die bis 2008 nicht auf DVD erschienen waren, nur auf Laserdisc oder evt. VHS:
Die große weiße Hoffnung (1970) (hier)
Liselotte von der Pfalz (1966) (hier)
In den Fängen der Madame Sin (1972) (hier)
Die Rückkehr der Untoten (1990) (hier)
Shadow und der Fluch des Khan (1994) (hier)
X-Ray - Der erste Mord geschah am Valentinstag (1981) (hier)
Der Augenzeuge (1981) (hier)
Dead Bang (1989) (hier)
My Blue Heaven (1990) (hier)
Feuer, Eis und Dynamit (1990) (hier)
Red Rock West (1992) (hier)
Die Dschungel-Olympiade (1979) (hier)
Countdown zur Hölle (1979) (hier)
Zorro mit der heißen Klinge (1981) (hier)
Bilitis (1977) (hier)
Mr. Billion (1977) (hier)
Last House on the Left (1972) (hier) in deutsch nur gekürzt auf DVD
Freitag der 13. Teil 9 - Jason Goes to Hell (1993) (hier) in deutsch nur als Bootleg auf DVD
Leviathan (1989) (hier)
Wishmaster (1997) (hier)

um nur einige zu nennen.

Als kleines Bonbon, hier die komplette Liste aller deutschsprachigen LDs von Jörg Schreiber. Mit kleinen Bildern und einigen Daten zu jedem Titel. Ca. 1200 Stück. Inkl. einiger Japan-Importe. Etwa 5 MB hier. Jörg, vielen Dank dafür!

Links:
- Detailierte Erklärung vieler Begriffe wie PAL, NTSC, DTS, THX, SR, CC, Normwandlung hier
- Die "Schwarze Serie" von Astro, eine Sammlung berüchtigter Italo-Schocker der frühen 80er
- Bootlegs, unlizensierte Veröffentlichungen auf Laserdisc.
- Komplette Liste aller Titel von Laser Paradise, Astro, Dragon Entertainment und CMV-Laservision.
- 13 Walt Disney Zeichentrickfilme gabs in deutsch auf Laserdisc
- Die Geschichte von CMV-Laservision mit vielen Beschreibungen und Bildern.
- "CD Video" und "Video CD", gibt´s da Unterschiede?
- Die "letzte" deutsche Laserdisc - widersprüchliche Aussagen.
- Laserrot, das Versagen der Hersteller von optischen Speichermedien
- Neueinsteiger sollten vor Kauf eines Players kurz hier nachlesen
- noch ein paar Bilder von Laserdiscs aus Deutschland, Japan, HongKong und USA

Ich möchte mich von einigen meiner Laserdiscs trennen.

Wer in meiner Sammlung etwas interessantes finden sollte, dem mache ich gern ein Angebot.


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